US-Notenbank Fed: So wirkt sich die Zinspolitik auf die Märkte aus

Federal Reserve USA - Notenbank

Das Federal Reserve System (kurz Fed) ist die wichtigste Notenbank der Welt, ist sie doch der Währungshüter des US-Dollar. Dabei hat die Zinspolitik nicht nur einen entscheidenden Einfluss auf die Inflation, auch die Märkte blicken stets gespannt auf Veränderungen des Leitzinses. Was private Anleger über die Fed wissen müssen, zeigt der folgende Ratgeber.

Welche Ziele verfolgt die Fed mit ihrer Zinspolitik?

Das US-Notenbanksystem ist deutlich anders konzipiert als beispielsweise die EZB, die in Europa für die Zinspolitik verantwortlich ist. Für Anleger ist dabei vor allem entscheidend, welche Ziele die Zentralbank verfolgt:

  1. Hoher Beschäftigungsstand
  2. Moderate langfristige Zinsen
  3. Preisniveaustabilität

Im Vergleich mit der EZB verfolgt die US-Notenbank damit deutlich mehr Ziele, die teilweise in Widerspruch zueinander stehen. Denn ist der Beschäftigungsstand auf einem hohen Niveau, steigen in der Regel auch die Preise. Auch moderate Zinsen lassen sich nur dann realisieren, wenn Abstriche bei einem der anderen Ziele gemacht werden.

Dennoch ist es generell möglich, die Zielvereinbarungen in ihren Grundzügen miteinander zu vereinbaren. Die Vergangenheit zeigt dabei, dass die Fed vornehmlich den Beschäftigungsstand im Auge hat. Zinssenkungen zur Stärkung der Wirtschaft und Anleihekäufe gehören für die US-Notenbank praktisch zum Standard. Die EZB ist hierbei deutlich reservierter, auch wenn die Zinsen im Zuge der Finanzkrise 2008 nach und nach auf ein Rekordtief abgesenkt wurden.

Wie beeinflusst die Zinspolitik der Fed die Märkte?

Wiederum keine Unterschiede zwischen Fed und EZB existieren bei den Mechanismen, die zur Steuerung der Zinssätze angewendet werden. Auch die Auswirkungen der Politik auf die Märkte ist praktisch identisch. In der Theorie ergibt sich folgender Wirkungskreislauf:

  1. Die US-Notenbank möchte die Wirtschaft stärken, weil das Beschäftigungsniveau alles andere als zufriedenstellend ist. Um dem entgegen zu wirken, senkt die Fed den Leitzins.
  2. Durch die Leitzinssenkungen können sich Banken deutlich günstiger Geld bei der Zentralbank leihen. Dieses Geld soll ebenfalls zu guten Konditionen an die Wirtschaft weitergegeben werden. Mit den günstigen Krediten finanzieren Unternehmen neue Investitionen, die auch immer Einstellungen von Mitarbeitern einschließen und letztlich zu Wirtschaftswachstum führen.
  3. Soweit der rein beschäftigungspolitische Aspekt. Doch Geschäftsbanken investieren nicht das komplette Kapital in die Kreditvergabe, ein Teil des günstigen Geldes fließt fast immer in die Aktienmärkte. Aufgrund der hohen Nachfrage nach den Wertpapieren steigen folglich die Kurse.
  4. Mit etwas Verzögerung ziehen auch die Verbraucherpreise an, was zu einer Verschlechterung der Preisniveaustabilität führt und im schlimmsten Fall negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum hat. Hierauf reagiert die Fed wiederum mit Leitzinserhöhungen, wodurch Geld für Banken teurer wird. Der angesprochene Geldfluss wird langsamer, die Kurse von Aktien sinken oft wieder.

Gleichzeitig wirken die Zinsveränderungen auch auf die Zinssätze von festverzinslichen Anleihen und Festgeld. Senkt die Fed den Leitzins, sinken die Renditen dieser vergleichsweise risikoarmen Finanzprodukte. Folglich setzen die Anleger verstärkt auf risikoreichere Produkte, deren Renditen praktisch unverändert bleiben. So fließt noch mehr Geld in die Aktienmärkte.

Praxisbeispiel: Finanzkrise 2008

Zu sehen sind diese Zusammenhänge unter anderem anhand der Finanzkrise 2008. In diesem Zuge stieg die Arbeitslosigkeit in den USA stark an, weshalb die Leitzinsen rapide gesenkt wurden. Die ersten Effekte wurden nicht etwa durch sinkende Arbeitslosenzahlen deutlich, sondern einen starken Anstieg des Dow Jones:

Dow Jones Kurs
(Quelle: Google)
Senkung der Leitzinsen in den USA.

Binnen kürzester Zeit erholte sich der Index von der Krise, hat im Jahr 2017 längst neue Rekordstände erreicht. Die Arbeitslosenmarktdaten waren jedoch erst im Jahr 2016 wieder soweit positiv, dass die Fed Leitzinserhöhungen vorbereiten konnte.

Interessant ist, dass das billige amerikanische Geld nicht nur in die USA fließt. Auch der DAX erlebte beispiellose Kursanstiege nach der Finanzkrise 2008, die unter anderem durch die Zinspolitik der Fed bedingt wurde. Zudem senkte die EZB ihren Leitzins ebenfalls, was den Effekt noch verstärkte. Negativer Beigeschmack: Festgeldzinsen sanken auf ein Minimum, weshalb sicherheitsorientierte Anleger auf viel Rendite verzichten mussten – wenn sie ihr Geld nicht auch in die Aktienmärkte investiert hatten.

Vorsicht: Nicht immer existiert ein direkter und starker Zusammenhang

Anleger sollten Zinsveränderungen der Fed und auch der EZB immer beobachten, jedoch dabei andere Faktoren nicht außer Acht lassen. Denn durch Zinssenkungen steigen zwar in der Regel die Kurse ganzer Indizes, einzelne Unternehmen können aber immer noch an Wert verlieren. Sogar Unternehmenspleiten gelisteter Konzerne sind möglich, obwohl der Index als solcher an Wert gewinnt.

Daher sollten Anleger bei Investitionsentscheidungen immer fundamentale Daten der Unternehmen berücksichtigen. Noch effizienter sind Investitionen, die über ETFs oder eigene Zusammenstellungen direkt in ganze Wirtschaftsräume fließen. Dies streut das Risiko und sorgt nachhaltig für höhere Renditen.

Fazit: Fed beeinflusst die Märkte

Der Zusammenhang zwischen Fed-Zinspolitik und den Kursen an den amerikanischen und europäischen Aktienmärkten lässt sich klar belegen. Senkt die Fed den Leitzins, fließt günstiges Geld in die Märkte und erhöht die Kurse wichtiger Leitindizes. Gleichzeitig sinkt die Rentabilität von sicheren Sparanlagen und Anleihen, was die Börsen weiter befeuert. Umgekehrt haben Zinserhöhungen generell eine hemmende Wirkung für die Aktienpreise.

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