Binäre Optionen erfreuen sich seit Jahren wachsender Beliebtheit. Das Finanzprodukt zählt zur Kategorie der sogenannten Finanzderivate und ist hochspekulativ. Anleger können binnen weniger Minuten Renditen von bis zu 90 Prozent erzielen, gleichzeitig aber auch ihr komplettes Kapital verlieren. Die binären Optionen haben dabei keinen eigenen Wert, sondern bilden den Kurs eines Basiswerts nach. Ob private Anleger in binäre Optionen investieren sollten, zeigt der folgende Ratgeber.
Binäre Optionen: Definition eines Finanzderivats
Mittels binären Optionen können Anleger sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse eines sogenannten Basiswerts oder Assets setzen. Als Basiswert fungiert immer ein herkömmliches Finanzprodukt. Besonders beliebt sind vor allem:
Wer eine binäre Option erwirbt, der setzt darauf, dass sich der Kurs des Basiswerts bis zu einem fixen Fälligkeitszeitpunkt entweder positiv oder negativ entwickelt. Wie stark diese Entwicklung ausfällt, ist irrelevant für den Gewinn. Dieser steht im Vorhinein fest und wir ausbezahlt, wenn die Prognose des Traders stimmt. Zwischen 80 und 90 Prozent zahlen Broker an Trader. Sollte der Anleger die Kursentwicklung nicht korrekt prognostizieren, ist das komplette Kapital weg.
Die Geschichte des Handels mit binären Optionen
Um zu beurteilen, ob Anleger mit binären Optionen handeln sollten, lohnt sich ein Blick auf die Entstehungsgeschichte des Finanzprodukts.
- Bis 2008 wurden binäre Optionen ausschließlich außerbörslich gehandelt. Das Finanzprodukt war im europäischen und amerikanischen Raum an den Börsen verboten.
- Erst im Jahr 2008 erlaubte die amerikanische Securities and Exchange den Handel mit binären Optionen.
- Erst 2012 legalisierte mit der zypriotischen CySEC die erste europäische Regulierungsbehörde das Trading mit dem Finanzderivat.
- Ab 2013 zogen andere europäische Behörden nach.
Binäre Optionen sind also ein vergleichsweise junges Finanzprodukt. Die negativen Folgen hieraus wurden für Trader bereits deutlich: gegen einige Broker wie etwa das Unternehmen Banc de Binary laufen strafrechtliche Verfahren. Begründet ist das oft darin, dass die Broker ihre Kunden nicht ausreichend über binäre Optionen informieren. Die Anbieter profitieren nämlich – anders als bei herkömmlichen Finanzgeschäften – vom Verlust ihrer Kunden.
Binäre Optionen – so läuft der Handel ab
Der Handel mit binären Optionen an sich ist unkompliziert. Angenommen, ein Trader rechnet damit, dass der amerikanische Dow Jones in den kommenden Stunden Kursverluste hinnehmen wird. Dann schließt der Trader eine sogenannte Put-Option auf den Dow Jones ab. Der Anleger investiert insgesamt 100 Euro. Würde er hingegen auf steigende Kurse setzen, würde eine Call-Option eröffnet. Die binäre Option des Anlegers verfügt über eine feste Laufzeit, die in der Regel nur wenige Minuten oder Stunden beträgt. In diesem Fall schließt sie in drei Stunden. Es existieren jetzt zwei Möglichkeiten:
- Dow Jones fällt
Aufgrund von Verlautbarungen der amerikanischen Zentralbank FED, die Zinsen in Zukunft zu erhöhen, sinken die Aktienkurse. Nach drei Stunden beträgt der Verlust 4 Prozentpunkte. Die binäre Option des Traders befindet sich aber im Geld, hat der Anleger doch genau diesen Kursverlust vorhergesagt. Der Händler erhält von seinem Broker eine Rendite von 89 Prozent ausbezahlt, was genau 89 Euro an Gewinn - Dow Jones steigt
Entgegen der Prognosen hat die FED doch keine erneute Zinssteigerung angekündigt. Als Folge dessen steigen die US-Aktienkurse. Die binäre Option ist damit aus dem Geld und der Trader verliert seinen kompletten Einsatz von 100 Euro.
Schon im Beispiel wird deutlich: die Rendite beim Handel mit binären Optionen ist geringer als der mögliche Verlust. Trader müssen also deutlich häufiger korrekt prognostizieren, wie sich die Kurse des Basiswerts entwickeln. Selbst für institutionelle Anleger und erfahrene Analysten ist das eine große Herausforderung, weil die Laufzeit des Finanzderivats äußerst kurzfristig ausgelegt ist.
Zudem gilt es zu beachten, dass der Broker vom Verlust seiner Trader profitiert. Er sichert sich einen Anteil an der Differenz aus maximaler Rendite und maximalem Verlust. Damit besteht für den Finanzdienstleister ein Anreiz dazu, seine eigenen Kunden beim Verlieren zu unterstützen.
Sinnvolle Alternativen zum Handel mit binären Optionen
Der Handel mit binären Optionen ist hochspekulativ und gleicht einer Finanzwette. Kleinanlegern sei an dieser Stelle geraten, ihr Kapital deutlich sinnvoller zu investieren. Binäre Optionen bieten lediglich einen einzigen Vorteil: mit der Hilfe des Finanzprodukts kann auch von fallenden Kursen eines Basiswerts profitiert werden. Das ist mit herkömmlichen Aktien, Fonds und Co. nicht möglich. Allerdings existieren auf dem Markt weitere Finanzderivate:
- CFDs
- Zertifikate
- Klassische Optionsscheine
Insbesondere Zertifikate und Optionsscheine eignen sich für private Anleger. Sie sind über fast alle Broker handelbar und deutlich weniger risikoreich als binäre Optionen. CFDs werden vor allem für den Handel mit Währungen eingesetzt, sind allerdings ebenfalls hochspekulativ und nur für erfahrene Trader geeignet.
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Fazit: Binäre Optionen meiden
Binäre Optionen sind de facto Finanzwetten. Anleger setzen dabei auf die Kursentwicklung von Aktien, Indizes, Rohstoffen oder Devisen. Binäre Optionen verfügen über eine äußerst kurzfristige Laufzeit, was es für private Anleger nahezu unmöglich macht, langfristig erfolgreich zu handeln. Zudem profitiert der eigene Broker vom Misserfolg seiner Kunden. Deutlich sinnvoller ist es daher, sich nach Alternativen zu binären Optionen umzuschauen. Zertifikate oder klassische Optionsscheine sind beispielsweise bei fast jedem guten Broker erhältlich. CFDs sollten hingegen nur von erfahrenen Händlern genutzt werden.