Österreichische Sparer fürchten sich vor sogenannten Negativzinsen. Kommt es wirklich soweit, dass Sparer der Bank Zinsen dafür zahlen, dass sie ihr Geld bei den Geldhäusern bunkern? In Deutschland haben einzelne Banken dieses Tabu bereits gebrochen.
In Deutschland haben erste Banken bereits Minuszinsen eingeführt. Vor ein paar Jahren wäre so ein Schritt unvorstellbar gewesen, heute überrascht er nicht mehr wirklich. Dennoch verärgern Negativzinsen die Sparer und so zittern auch österreichische Anleger vor den gefürchteten Minuszinsen.
Warum gibt es Negativzinsen?
Viele Sparer sind wütend auf die eigene Hausbank und lasten dieser die Schuld für die Minuszinsen an. Diese Schuldzuweisung ist aber zu kurz gegriffen, schließlich spielt die Europäische Zentralbank (EZB) eine große Rolle bei diesem neuen Trend. Die EZB hat die Zinsen in den letzten Jahren immer weiter gesenkt um die Wirtschaft anzukurbeln. Schließlich sollen niedrige Zinsen auf Kredite die Menschen dazu animieren Geld in die Wirtschaft zu pumpen. Die EZB hat die Zinsen soweit gesenkt, dass sie von anderen Banken bereits Strafzinsen verlangen, wenn diese das Geld bei der Europäischen Zentralbank anlegen wollen. Und genau diese Strafzinsen übertragen sich schlussendlich auf den einfachen Sparer. Die Hausbanken übernehmen praktisch die Minuszinsen.
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Negativzinsen auf Sparbücher in Österreich bald üblich?
Bisher sind österreichische Sparer (Stand August 2016) von negativen Zinsen verschont geblieben. Dennoch besteht die Gefahr, dass sich dies in der Zukunft ändern wird. Österreichische Sparbücher mit einem variablen Zinssatz sind vom europäischen Geldmarktzinssatz Euribor abhängig. Der Euribor ist in letzter Zeit stark gesunken und befindet sich teilweise im negativen Bereich. Dies würde theoretisch auch für österreichische Sparer Negativzinsen bedeuten. Jedoch schützt ein obergerichtliches Urteil derzeit die Sparer noch vor negativen Zinsen und besagt, dass Banken den Sparern Zinsen für ihr Erspartes bezahlen müssen. Solange dieses Urteil nicht aufgehoben wird, oder die Banken ein Schlupfloch finden, dürfte es keine Minuszinsen auf Sparbücher geben.
Negativzinsen auf Kredite – Bekommen wir für einen aufgenommenen Kredit bald Zinsen?
Negativzinsen könnten sogar Vorteile mit sich bringen – genauer gesagt für Personen, die einen Kredit aufnehmen. Schließlich würden Minuszinsen hier die Privatpersonen begünstigen. Negativzinsen auf einen Kredit würden bedeuten, dass der Kreditnehmer vom Kreditgeber Geld/Zinsen dafür bekommt, dass er sich Geld ausleiht. Klingt vollkommen unlogisch aber ist genauso wie Negativzinsen auf Sparen in der heutigen Zeit kein Absurdum mehr. Die österreichische Arbeiterkammer ist der Meinung, dass bei Krediten die variabel sind und an den Euribor geknüpft sind, Banken im gegebenen Fall auch Negativzinsen auszahlen müssen. Die Banken vertreten selbstverständlich eine andere Meinung und haben angeblich eine Vertragslücke erkannt.
Die rechtliche Lage bezüglich Negativzinsen auf Kredite ist derzeit nicht wirklich geklärt, weil derzeit zwei Anklagen in solchen Fällen laufen und deren Ausgang wird sich auf zukünftige Fälle auswirken. Wann das Urteil gefällt wird, ist derzeit noch nicht bekannt.
Fazit
Negativzinsen auf Sparen und Kredite sind in Österreich bisher noch nicht verbreitet, dennoch kann sich die rechtliche Lage in den nächsten Jahren ändern. Entscheidend werden dabei auch die laufenden Musteranklagen sein.