Bald könnte Ihr Mobilfunkanbieter gleichzeitig Ihre Hausbank sein. Mit O2 hat sich bereits das erste Unternehmen in den Bankensektor begeben und erwartet sich dadurch eine zusätzliche Einnahmequelle abseits des Kerngeschäfts. Kunden sollen nicht mit hohen Zinsen, dafür aber mit zusätzlichen Megabyte angelockt werden. Klingt auf den ersten Blick skurril, könnte aber bald Normalität sein.
Mobile Banking bereits weit verbreitet
Laut der ING International Survey (Stand April 2015) nutzen 48% der Österreicher regelmäßig Mobile Banking – das Überweisen von Geld mittels Smartphone oder Tablet. Durch die NFC Technologie ist das kontaktlose Zahlen mit dem Handy an den Kassen schon länger möglich. Soweit nichts Neues, jedoch drängt jetzt mit O2 der erste Mobilfunkanbieter auf diesen Markt. Es könnte der Anfang einer Revolution des Bankensektors sein.
Keine Zinsen – dafür höheres Datenvolumen pro Monat
Das Mobilfunkunternehmen bieten dabei keine Zinsen für die Kunden an, dafür ein höheres Internet Datenvolumen pro Monat, abhängig von der Anzahl der Transaktionen. Was vor ein paar Jahren noch als Utopie bezeichnet worden wäre, ist im Jahr 2016 nicht mehr abwegig. Anstatt das Geld bei Null- wenn nicht sogar Negativzinsen auf der Bank liegen zu lassen, kann man beim Mobilfunkanbieter zumindest zusätzliches Datenvolumen abkassieren.
Überweisungen ohne IBAN möglich
Eine weitere Erleichterung bei einer Mobilfunkbank ist, dass man sich den ungeliebten IBAN Code nicht mehr merken muss. Die Kontoverbindungen von Personen vom selben Mobilfunkanbieter sind diesem bereits bekannt und somit sollte die Eingabe der Telefonnummer für eine Transaktion bereits ausreichen.
O2 erstes Mobilfunkunternehmen im Bankensektor
Der deutsche Mobilfunkanbieter O2 begibt sich als erstes in das Haifischbecken Bankensektor. Das Unternehmen gehört dem spanischen Telefonica Konzern, welches in Deutschland 43 Millionen Kundenverbindungen (Stand 2016) hat. Mit diesem Kundenstamm im Rücken ist der Konzern ein ernstzunehmender Gegner für herkömmliche Banken.
Das Angebot von O2 im Detail – Stand August 2016
- Bankangebot für Kunden und Nichtkunden von O2 erhältlich
- kostenlose App
- Kontoeröffnung per Video Chat
- kostenlose Mastercard Bankomatkarte
- 2 GB zusätzlich für die ersten Neukunden
- Unterteilung in Gold-, Silber-, und Bronzekunden – Abhängig von der Höhe der getätigten Transaktionen.
- Bankomat- und Kontoführungsgebühr abhängig vom Status – Goldstatus zahlt keine Gebühren, Bronzestatus zahlt Bankomatgebühren und Kontoführungsgebühr
- 500 MB pro Monat für Kunden mit Goldstatus – Goldstatus erfordert Transaktionen von mehr als 500 Euro pro Monat und das O2 Konto muss als Gehaltskonto genutzt werden.
Mobilfunkanbieter verfügen über keine Banklizenz
Ein Problem für Mobilfunkanbieter stellt die fehlende Banklizenz dar. Dieses Problem kann aber mit einer kooperationsbereiten Partnerbank umgangen werden. Der Telefonica Konzern nutzt beispielsweise die Münchner Fidor Bank um in den Bankensektor einzusteigen. Die Partnerbank garantiert die Europäische Einlagensicherung.
Welche Gefahren bietet ein Bankkonto bei einem Mobilfunkunternehmen?
Ein Risiko stellt sicherlich die fehlende Erfahrung der Mobilfunkanbieter im Bankensektor dar. Trotzdem handelt es sich bei O2 um ein großes Unternehmen mit einem noch größeren Konzern im Rücken welcher sich relativ schnell Know-How zukaufen kann.
Ein größeres Problem ist die Menge an Daten, welche der Telefonica Konzern sammeln kann. Neben den Mobilfunkdaten nun auch noch die Bankdaten, damit ist ein großer Teil des Privatlebens gläsern. Dennoch versichert der Konzern, dass die Bankdaten bei der Partnerbank bleiben.
Gibt es in Österreich die Möglichkeit für ein Bankkonto bei einem Mobilfunkanbieter?
Derzeit ist O2 das einzige Mobilfunkunternehmen welches den großen Schritt in die Bankenwelt wagt. Zuerst wollen Sie den deutschen Markt erobern. Falls es eine Erfolgsstory wird, werden aber auch österreichische Mobilfunkanbieter nicht lange auf sich warten lassen.
Die großen Bankinstitute sind gewarnt, schließlich hat erst vor kurzer Zeit das Unternehmen Number26 die Banklizenz erhalten. Die großen Banken arbeiten bereits an verbesserten Apps mit mehr Möglichkeiten für ihre Kunden.
Es bleibt abzuwarten ob die österreichischen Bankkunden sich von mehr Datenvolumen zu einem Konto bei einem Mobilfunkunternehmen leiten lassen. Bei den derzeitigen Zinssätzen auf Girokonten wäre es durchaus möglich.