Immer wieder tauchen in den Medien Berichte über Firmen und Privatpersonen auf, die ihr Geld auf Konten in sogenannten Steueroasen gebunkert haben. Dabei handelt es sich nicht immer um kleine Inseln in der Südsee – Nein auch große europäische Länder sind bei genauer Betrachtung Steuerparadiese.
Was sind Steueroasen und warum gibt es sie?
Steueroasen sind Gebiete oder Länder, die sehr niedrige Steuern auf das Vermögen von Privatpersonen oder Unternehmen erheben. Auch als Steueroase dürfen Länder bezeichnet werden, die Informationen über die angelegten Gelder Großteils geheim halten. Ziele von sogenannten Steueroasen ist es, finanzstarke Unternehmen und Privatpersonen dazu veranlassen den Hauptwohnsitz in das jeweilige Land zu verlegen und hier in die Wirtschaft zu investieren. Das Fokus der Unternehmen und Privatpersonen liegt natürlich vollkommen auf der Steuerersparnis. Bekannte Methoden sind dabei Re-Involcing, Anonymisierung, Vintage Comapanies und Briefkastenfirmen.
Kritik an Steuerparadiesen
Steueroasen stellen für Länder mit hoher Besteuerung und Standards eine massive Bedrohung dar. Dies veranlasst Hochsteuerstaaten zu einem Steuerwettbewerb, welcher unnötige Ausgaben verursacht. Pro Jahr entgehen Staaten durch diese Steueroasen laut der NGO Tax Justice 255 Milliarden Dollar. Dies führt oft zu Unmut in der Bevölkerung, weil die kleinen Bürger die Steuern im Land bezahlen und die Reichen das Geld ins Ausland verfrachten.
Das Tax Justice Network bringt Jahr für Jahr einen Schattenfinanzindex heraus, welcher nach gewissen Kriterien die größten Steuerparadiese der Welt aufzeigt. Die folgenden fettgeschriebenen Länder sind in der aktuellsten Liste ganz vorne mit dabei und die größten Steueroasen weltweit.
Liste von Steueroasen in Europa
Schweiz – Fast jeder reiche Mensch der Welt hatte zumindest früher ein Bankkonto in der Schweiz. Obwohl das Bankengeheimnis etwas gelockert wurde, laufen immer noch unzählige unübersichtliche Transaktionen in der Schweiz ab.
Großbritannien – Speziell die Hauptstadt London ist eine Steueroase durch die dubiose Gemeinschaft City of London Corporation können in der britischen Hauptstadt Steuern gespart werden. Außerdem ist London oftmals der Ausgangspunkt für Steueroasen in britischen Kolonien.
Guernsey – Diese britische Kolonieinsel befindet sich zwischen Frankreich und England. Ist nicht Teil der EU und hat ganz eigene Gesetze. Auf der Insel sind unzählige Steuerberater, Banken und Buchhalter angesiedelt.
Jersey – Nicht weit von Guernsey entfernt liegt die kleine Insel Jersey. Auch Jersey hat spezielle Gesetze die es zu einem wahren Steuerparadies machen. Die meisten Gelder kommen aus Großbritannien.
Luxemburg – Luxemburg hat spezielle Abkommen mit transnationalen Unternehmen welche hier unglaublich viel Steuern sparen können. Meldungen, dass US Großkonzerne in Luxemburg nur ca. 1% Steuern gezahlt haben kommen nicht von ungefähr.
Deutschland – Der Einkommenssteuersatz ist relativ hoch, aber bei den Unternehmenssteuern bestehen einige Schlupflöcher, die Deutschland attraktiv für ausländische Unternehmen machen.
Weitere Steueroasen sind Liechtenstein, Monaco, Andorra, Belgien, Isle of Man, Gibraltar, Kanarische Inseln, Malta, Zypern und auch Österreich (aufgrund der Stiftungen und des Bankgeheimnisses)
Steueroasen in Asien und Ozeanien
Japan – Japan taucht in dieser Liste auf, weil sie andere Steueroasen durch neue Gesetze gestärkt haben. Japan ist nicht mehr so strikt, was das Versteuern von in Steueroasen angelegtem Geld betrifft. Während früher Länder mit 25% oder weniger noch als Steuerparadies angesehen wurden sind es jetzt nur noch Länder die weniger als 20% Einkommenssteuern einziehen.
Macau – Die Sonderverwaltungszone Macau ist eine bunte und wilde Stadt in der vor allem durch Glücksspiele sehr viel Geld im Umlauf ist. Diese Stadt ist bekannt für hohe Korruption, Steuerhinterziehung und Geldwäsche.
Dubai – Dubai liegt in den Vereinigten Arabischen Emiraten und ist für ausschweifenden Luxus bekannt. Was Sie vielleicht nicht über Dubai gewusst haben – In Dubai und den gesamten Emiraten werden keine Steuern erhoben. Weder für Unternehmen, noch für Privatpersonen fallen welche an.
Singapur – Singapur ist eines der reichsten Länder der Welt, obwohl es ein kleiner Inselstaat ist. Viele internationale Finanztransaktionen werden hier getätigt und auch hier ermöglicht ein fast wasserdichtes Bankgeheimnisgesetz durchaus interessante Möglichkeiten.
Hong Kong – Hong Kong ist ähnlich wie Macau eine Sonderverwaltungszone in China und für viele westliche Firmen das Tor nach China. Hong Kong zeichnet sich durch niedrige Steuern und ein striktes Bankgeheimnis aus.
Bahrain – Der kleine Inselstaat erhebt wie Dubai keine Einkommens-, Unternehmens- und Kapitalertragssteuer. Obwohl hier zumindest Sozialversicherungsabgaben zu zahlen sind, ist Bahrain dennoch ein Steuerparadies.
Libanon – Viele Libanesen sind auf der ganzen Welt verstreut und können ihr Geld durch ein ausgeprägtes Bankengeheimnis relativ intransparent hin- und herschieben.
Marshall Inseln – Den Marshall Inseln fehlt es hauptsächlich an scharfen Gesetzen, die Steuerbetrug erschweren würden. Der Staat der aus mehreren Inseln besteht, hat in diesem Bereich sehr niedrige Standards.
Weitere Steuerparadiese in Asien sind Malaysia, Philippinen, Labuan, Seychellen, Mauritius, Malediven, Brunei, Tonga, Cook Inseln, Samoa, Vanuatu, Nauru, Niue, Samoa
Steueroasen in Nord-, Süd-, Mittelamerika und Karibik
Panama – Spätestens seit den Panama Papers wissen wir, dass auch dieses Land eine Steueroase ist. In Panama gibt es diverse Steuererleichterungen für Unternehmen und ausländische Behörden müssen die Einsicht in Unternehmensbilanzen gerichtlich erzwingen.
Caymaninseln – Die Caymaninseln sind eine der bekanntesten Steueroasen. Auf der ganzen Welt sind sie beliebt, weil hier keine Einkommens-, Kapitalertrags- und Unternehmenssteuern zu bezahlen sind. Wie auch bei den anderen Steueroasen sind Anleger durch ein dichtes Bankgeheimnis geschützt.
USA – Während Einkommenssteuer in den USA kaum zu umgehen sind, können in bestimmten Bundesstaaten Unternehmenssteuer relativ leicht verhindert werden. Außerdem zeigt die Tatsache, dass die meisten Gelder in Steueroasen aus den USA kommen, dass ihr System nicht wirklich wasserdicht ist.
Weiter Steueroasen in dieser Region sind Bermudas, Bahamas, Belize, Virgin Islands, Aruba, Dominikanische Republik, Anguilla, St. Kitts und Nevis St. Vincent, Montserrat, Antigua, Barbados, Saint Lucia, Nieder. Antillen, Guatemala, Costa Rica, Uruguay und noch ein paar mehr.
Steueroasen in Afrika
In Afrika werden hauptsächlich durch fehlende Regulierung, Unübersichtlichkeit und Korruption Steueroasen geschaffen. Vor allem Liberia, Ghana und Botswana gelten in Afrika als die heißesten Adressen bezüglich Steuern sparen.
Fazit – Der Kampf gegen Steuerparadiese ist noch lang
Steueroasen sind überall auf der Welt zu finden, manche davon sind legal andere wiederum haben einen etwas zweifelhaften Ruf. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass hauptsächlig niedrige Steuern, fehlende Regulierungen und ein starkes Bankengeheimnis idealer Nährboden für Steueroasen sind.