Euroisierung in Ost- und Südeuropa: Euro wird verstärkt in Ländern genutzt, die nicht Teil der Eurozone sind

Euroisierung von Zentral, Ost und Südeuropa sowie Inflation in Kroatien nach Euroeinführung

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hat kürzlich die Ergebnisse der Eurosurvey 2023 für Zentral-, Ost- und Südosteuropa (CESEE) veröffentlicht. Diese jährliche Erhebung bietet wertvolle Einblicke in die finanziellen Verhaltensweisen und Erwartungen der Bürger in dieser Region, insbesondere im Hinblick auf die Verwendung und das Vertrauen in den Euro. Seit 2007 werden in ausgewählten CESEE-Ländern Daten gesammelt, um die Entwicklungen der Euroisierung, die Nutzung von Finanzaktiva und das Vertrauen in Institutionen zu analysieren.

Euroisierung in Zentral-, Ost- und Südosteuropa

Hintergrund und Motivation

Die Euroisierung bleibt ein weit verbreitetes Phänomen in mehreren CESEE-Ländern. Sie umfasst sowohl die Nutzung von Euro-Bargeld als auch von Euro-Einlagen. Diese Entwicklung wird oft durch ein geringes Vertrauen in die lokale Währung und Banken sowie durch Erwartungen an die Stabilität der lokalen Währung und des Euro beeinflusst.

Indikatoren der Euroisierung über die Zeit

Die Euroisierung von Vermögenswerten bei Privatpersonen zeigt sich in zwei Hauptdimensionen: der Verwendung von Fremdwährungsbargeld (Währungssubstitution) und der Nutzung von Fremdwährungseinlagen (Einlagensubstitution).

Wichtige Befunde:

  • Euro-Bargeld: Die Nutzung von Euro-Bargeld für Zahlungen und als Wertaufbewahrungsmittel variiert stark zwischen den Ländern. In Ländern wie Tschechien und Nordmazedonien ist die Häufigkeit der Euro-Bargeldhaltung gestiegen.
  • Euro-Einlagen: Es wurde festgestellt, dass die Präferenz für Euro-Einlagen in einigen Ländern abgenommen hat, während sie in Bosnien und Herzegowina signifikant zugenommen hat. Diese Zunahme könnte mit der neuen Dynamik im EU-Beitrittsprozess zusammenhängen.
  • Determinanten der Nachfrage: Das Vertrauen in die Stabilität der lokalen Währung und des Euro hat sich seit dem starken Rückgang im Jahr 2022 wieder erholt. Dies ist auf die Beruhigung nach dem Schock durch den Krieg in der Ukraine zurückzuführen.

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Länderspezifische Entwicklungen

  • Tschechien: In Tschechien hat die Häufigkeit der Euro-Bargeldhaltung zugenommen, obwohl die gehaltenen Beträge stabil geblieben sind. Dies deutet darauf hin, dass der Euro hauptsächlich für Transaktionen im Ausland genutzt wird.
  • Ungarn und Rumänien: Sowohl in Ungarn als auch in Rumänien ist sowohl die Häufigkeit der Euro-Bargeldhaltung als auch die Höhe der gehaltenen Beträge gestiegen. Dies könnte auf eine verstärkte Nutzung des Euros als Wertaufbewahrungsmittel hinweisen.
  • Nordmazedonien und Serbien: In diesen Ländern ist der Euro-Bargeldbestand sowohl in Bezug auf die Häufigkeit als auch auf die Höhe der Beträge hoch. Hier dient der Euro neben seiner Funktion als Zahlungsmittel auch als wichtiges Wertaufbewahrungsmittel.
  • Bosnien und Herzegowina: Die Präferenz für Euro-Einlagen hat in Bosnien und Herzegowina zugenommen, was möglicherweise mit der neuen Dynamik im EU-Beitrittsprozess zusammenhängt.
  • Kroatien: Nach der Einführung des Euro in Kroatien wurde eine deutliche Zunahme der Euro-Bargeldbestände verzeichnet, was teilweise auf die Umstellung von Kuna-Bargeld auf Euro zurückzuführen ist.

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Die Auswirkungen der Euro-Einführung in Kroatien

Inflationäre Auswirkungen

Am 1. Januar 2023 hat Kroatien den Euro als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt. Die OeNB-Erhebung hat die Wahrnehmung und die tatsächlichen wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Änderung untersucht.

Ökonomische Schätzungen: Vorläufige Schätzungen deuten darauf hin, dass die Einführung des Euro nur einen milden inflationären Effekt hatte. Der geschätzte Einfluss auf die Verbraucherpreise lag bei etwa 0,4 Prozentpunkten über der jährlichen HICP-Inflation. Dies steht im Einklang mit den Erfahrungen aus früheren Euro-Umstellungen.

Öffentliche Wahrnehmung: Im Gegensatz zu den ökonomischen Schätzungen haben die meisten Kroaten die Euro-Einführung als stark inflationär empfunden. In einer Umfrage im Oktober 2023 gaben 79% der Befragten an, dass die Preise durch die Euro-Einführung stark gestiegen seien. Diese Diskrepanz könnte auf eine allgemeine Verunsicherung und mediale Berichterstattung zurückzuführen sein, die die Preissteigerungen mit der Währungsumstellung in Verbindung brachten.

Trotz der wahrgenommenen inflationären Auswirkungen hat das Vertrauen in die Europäische Zentralbank (EZB) und die Hrvatska narodna banka (HNB) nicht signifikant gelitten. Dies zeigt, dass das Vertrauen in die Institutionen robust geblieben ist und die Euro-Einführung keine negativen Auswirkungen auf das institutionelle Vertrauen hatte.

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Schlussfolgerungen

Die Eurosurvey 2023 liefert wichtige Erkenntnisse über die finanzielle Landschaft in CESEE und die Auswirkungen der Euro-Einführung in Kroatien. Trotz der Herausforderungen und der öffentlichen Wahrnehmung von Inflation hat das Vertrauen in die europäischen und nationalen Institutionen Bestand. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Überwachung von Vertrauen und Erwartungen, um stabile finanzielle Rahmenbedingungen in der Region zu gewährleisten.

Wichtige Erkenntnisse:

  • Die Euroisierung bleibt ein zentrales Thema in CESEE, beeinflusst durch Vertrauen und ökonomische Stabilität.
  • Die Einführung des Euro in Kroatien wurde von der Öffentlichkeit als inflationär wahrgenommen, obwohl die tatsächlichen Auswirkungen milder waren.
  • Das Vertrauen in Institutionen bleibt trotz wirtschaftlicher Herausforderungen stabil.

Diese Erkenntnisse bieten wertvolle Einblicke für Entscheidungsträger und Finanzmarktteilnehmer in Österreich und der gesamten Region und helfen, informierte Entscheidungen zur wirtschaftlichen Stabilität und Integration zu treffen.

Quelle: OeNB

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