Der 15. Jänner 2015 wird vielen Kreditnehmern unvergesslich bleiben. Es war der Tag, an dem die Schweizer Nationalbank den Mindestkurs von 1,20 Schweizer Franken für einen Euro aufhob und der Euro sofort an Wert verlor. Vor allem in Österreich sitzen viele Kreditnehmer eines Franken-Kredites in einer finanziellen Klemme. Dabei hatte hatte alles wie im Bilderbuch begonnen. Ein starker Euro und ein im Verhältnis dazu billiger Schweizer Franken, dazu ein Kreditvertrag, bei dem die geschuldete Kreditsumme erst zu Ende der Laufzeit fällig gestellt wird und ein Tilgungsträger in Euro. So einfach war die Konstruktion.
Verkauft wurden die Kredite vorwiegend an Kunden, die schon lange vom eigenen Haus mit Garten oder vom einer großzügigen Eigentumswohnung in der Stadt, in guter Lage und mit Balkon, träumten. Die Rechenmodelle der engagierten Finanzberater zeigten vor allem eins, dass das Finanzierungsmodell sicher sei, denn letztlich sei alles durch die Immobilie abgesichert. Ein Irrtum, wie sich heute zeigt, denn das Modell hat Schwachstellen. Und die traten mit der Aufwertung des Franken deutlich hervor.
Die zähe anlaufende Aufarbeitung der Franken-Kredite ist aber nur ein schwacher Trost für die rund 220.000 Österreicher, die gemeinsam noch immer ein Volumen von rund 35,6 Milliarden Euro an Franken-Krediten laufen haben. Denn die Schulden haben sich schlagartig erhöht und übersteigen in vielen Fällen bereits den Wert der damit erworbenen Immobilie. Keine Deckung mehr also, wie ursprünglich angenommen.
Jetzt heißt es für die Kreditnehmer nicht die Nerven verlieren und mit der Situation richtig und nachhaltig umzugehen. Dabei geht es um die zentrale Frage, ob man den Franken-Kredit behalten oder doch lieber in Euro konvertieren soll. Dies lässt sich leider nicht einfach beantworten. Um eine brauchbare Lösung zu finden, beginnt man die Suche am besten dort, wo alles begonnen hat, und zwar in Vorarlberg, dem westlichsten Bundesland Österreichs.
CHF Kredite für Grenzgänger: Leben in Österreich, arbeiten in der Schweiz
Viele Österreicher, die nahe der Schweizer Grenze wohnen, nützen die Gelegenheit, um ihren Lebensunterhalt in der Schweiz zu verdienen. Diese Pendler haben im Laufe der Zeit auch begonnen, andere Vorteile für sich zu nützen, wie zum Beispiel günstige Kredite Schweizer Banken. Ein völlig legitimes Vorgehen, wenn man in der glücklichen Lage ist, sein Geld in Schweizer Franken zu verdienen und damit die Rückzahlung kein Problem ist.
Es dauerte aber nicht lange, da wurde das Kreditsystem von Finanzberatern auch für jene Österreicher beworben, die ihr Geld in Österreich verdienten, und zwar in Euro. Das Geschäft ging auch solange gut, solange man mit dem Euro billig Schweizer Franken einkaufen konnte. Es wurde damals vernachlässigt, dass Euro und Schweizer Franken Währungen sind, deren Wechselkurse sich gegenseitig beeinflussen.
Für Grenzgänger hält sich das Wechselkursrisiko für einen Schweizer Franken Kredit somit in Grenzen – Dennoch würde man natürlich davon profitieren mit einem starken Franken einen Euro Kredit zu bedienen, der verhältnismäßig billiger würde dadurch. Je nachdem welche Prognose man dem Franken gegenüber dem Euro gibt, lohnt sich hier also eine Umwandlung, sobald der Wechselkurs mal wieder etwas steigt, z.B. in Richtung 1,10 CHF / EUR.
Schweizer Franken – die typische Krisenwährung
Geht es der Wirtschaft der USA und der EU schlecht, so geht es meistens auch den Währungen Dollar und Euro schlecht, und Investoren flüchten in sogenannte sichere Häfen wie dem Schweizer Franken. Das bedeutet einen Kursrückgang von Dollar und Euro und gleichzeitig ein Kursanstieg des Schweizer Franken. Geht es aber mit der Wirtschaft der USA und der EU nach oben, wollen auch die Investoren mitverdienen. Das bedeutet, dass die Investoren ihr Geld aus den sicheren Häfen abziehen, um es gewinnbringend in den USA oder der EU zu investieren. In der Folge steigen die Werte für Dollar und Euro an den Wechselbörsen wieder an, während der Wert für den Schweizer Franken nach unten geht.
Davon abweichende Entwicklungen können zwar nicht ausgeschlossen werden, doch zeigt die Geschichte dieses typische Verhalten der Investoren mit den entsprechenden Folgen für die Währungen der betreffenden Länder.
Das Geschäftsmodell mit dem Franken-Kredit konnte für die Kreditnehmer nur solange funktionieren, wie man für wenige Euros viele Schweizer Franken kaufen konnte. Und das war so bis 2007. Denn bis dahin blühte die Wirtschaft in den USA und der EU. Bis zu 1,55 Schweizer Franken bekam man für einen Euro. Zu jener Zeit war das billiges Geld aus der Schweiz.
So billig, dass die Kredite trotz Zinsen noch immer so billig waren, dass viele willige Bauherren nicht widerstehen konnten. Ab 2007 drehte sich aber das Blatt und das, was zuvor nicht bedacht wurde, war plötzlich bittere Wahrheit. In den USA platzte die Immobilienblase. Die euopäischen Banken, die dort übermäßig engagiert waren, waren bedroht und mussten von den Staaten gerettet werden. Der Euro fiel und die Euro-Anleger flüchteten in den sicheren Hafen Shweizer Franken.
Bereits damals hatte es die vielen Kreditkunden mit Franken-Krediten kalt erwischt. Und genauso wie heute wurden Überlegungen angestellt, ob man seinen Franken-Kredit in Euro konvertieren soll oder nicht. Der unsichere Wechselkurs ließ manche Kreditnehmer konvertieren. Ab September 2011 setzte die Schweizer Notenbank dann den Mindestwert von 1,20 Franken für einen Euro fest. Doch nicht jeder Kreditnehmer konvertierte seinen Kredit in Euro. Manche warteten auf die Rückkehr eines starken Euro und wurden bitter enttäuscht.
Das Problem mit dem Tilgungsträger
Der typische Franken-Kredit ist endfällig, was bedeutet, dass die gesamte Kreditsumme plus Zinsen zum Ende der Laufzeit zurückbezahlt werden muss. Dazu wird ein sogenannter Tilgungsträger eingerichtet, in dem das dafür benötigte Geld angespart werden soll. Die meisten Tilgungsträger bestehen aus Beteiligungen an Fonds in der Währung Euro oder Dollar.
Und genau hier liegt ein weiteres Problem. Denn wenn es den Währungen der betreffenden Länder schlecht geht, ist dies meist auf einen Wirtschafts- oder Finanzkrise zurückzuführen. Darunter leiden auch die Werte an der Börse und somit auch die Fonds, die nicht mehr in der Lage sind, hohe Renditen zu erwirtschaften. In der Folge kann der Tilgungsträger nicht mehr die notwendigen Geldsumme erwirtschaften, die notwendig sind, um am Ende der Laufzeit die Kreditsumme plus Zinsen zurückzuzahlen.
Neben der Verteuerung des Kredites durch die Verschiebung des Wechselkurses klagen viele Kreditnehmer auch darüber, dass der Tilgungsfonds nicht die gesetzten Erwartungen erfüllt. Wie ein möglicher Ausweg aus dieser finanziellen Klemme aussehen könnte, ist von Einzelfall zu Einzelfall gesondert zu behandeln. Denn es kommt darauf an, wann der Franken-Kredit aufgenommen wurde und wann er ausläuft.
Franken-Kredit ist nicht gleich Franken-Kredit
Wie es nach dem 15. Jänner 2015 um einen Franken-Kredit steht, ob man beim Schweizer-Franken bleiben soll oder ob man ihn ganz oder zumindest zum Teil in Euro konvertiert, hängt von der persönlichen finanziellen Situation ab und nicht zuletzt vom Franken-Kredit selbst.
Nachdem der erste Schock verflogen ist, gilt es die Ruhe zu bewahren und seine Kredit-Situation gründlich zu analysieren. Die Aufhebung der Bindung an den Mindestkurs von 1,20 Franken für einen Euro hat über Nacht ohne Zweifel die Schulden der Kreditnehmer explodieren lassen. Hat ein Kredit in der Höhe von 200.000 Schweizer Franken vor Weihnachten noch einen Gegenwert von 167.000 Euro, so ist er kurz nach dem 15. Jänner 2015 um rund 32.000 Euro teurer geworden. Übereilte Aktionen sind in dieser Situation jedoch gänzlich unangebracht.
Doch die Höhe des tatsächlichen Kursverlustes hängt nämlich auch davon ab, wann der Kredit aufgenommen wurde und wann er fällig ist. Hier können sich für die einzelnen Kreditnehmer deutliche Unterschiede ergeben.
Wurde der Franken-Kredit noch vor 2007 aufgenommen, also zu jener Zeit wo man für einen Euro an den Wechselstuben noch 1,55 Schweizer Franken bekam, und wird dieser Kredit noch 2015 fällig, dann gibt es für die Kreditnehmer so gut wie keinen Spielraum. Betroffen sind davon zirka 1.000 Kreditnehmer. Diesen bleibt nur der Weg zur Bank oder, sollte ein Beratungsfehler dem Kreditvertrag zugrunde liegen, der Weg zur Schlichtungsstelle.
Viele Banken bieten aber auch von sich aus einen kostengünstigen Umstieg in Euro an. Auf Geld verzichtet natürlich keine Bank, jedoch mit längeren Laufzeiten und Entgegenkommen bei den Gebühren und Zinsen lässt sich die monatliche Belastung für die Rückzahlung mindern.
Hoffen auf Schadenersatz bei Beratungsfehlern der Bank
Wenn man sich von der Bank nicht ausreichend informiert oder falsch beraten fühlt sollte man die Beratungsstelle des Vereins für Konsumenteninformation oder der Arbeiterkammer kontaktieren. Ebenso, wenn die Bank für die Umwidmung des Kredites oder als Folge der Kursschwankung neue Gebühren oder Sicherheiten verlangt. Viele der Forderungen von Banken haben AK und Konsumentenschützer bereits als ungültig entlarft. Informieren statt draufzahlen lautet in dem Fall die Devise.
Dies gilt insbesondere auch für den Fall, dass ein Stop-Loss bei einem Wert unter 1,20 gesetzt wurde um das Währungsrisiko zu vermindern. Wer z.B. die Bank anwies den Kredit bei einem Wechselkurs unter 1,19 SFR/EUR automatisch in einen Euro-Kredit umzuwandeln und nun bei einem deutlich niedrigeren Kurs wie z.B. 0.95 umgewandelt wurde.
Restlaufzeit entscheidet über Sinnhaftigkeit einer Umwandlung
In Österreich rechnet man damit, dass pro Jahr zirka 1.000 bis 2.000 Franken-Kredite fällig werden. Von der aktuellen Situation akut betroffen sind Kreditnehmer, deren Kredit in den kommenden drei Jahren fällig wird. Je mehr Zeit für die Tilgung des Kredits zur Verfügung steht, desto weniger besteht die Notwendigkeit, schnell eine Lösung finden zu müssen. Wer also bis zur Fälligkeit noch 4 Jahre oder mehr zur Verfügung hat, sollte mit einer Konvertierung in Euro noch warten. Denn auch Experten sind sich derzeit völlig uneinig, ob der Schweizer Franken weiterhin hart bleibt oder wieder etwas nachgeben wird.
Demgegenüber stehen auch die Probleme in der Euro-Zone mit den Problemländern im Mittelmeerraum und dem Ukraine-Russland-Konflikt. Hinzu kommt noch eine schwache Wirtschaft und steigende Arbeitslosigkeit. Probleme, die derzeit Investoren davor abschrecken, ihr Geld in die Euro-Zone zu investieren und weiterhin im sicheren Hafen zu lassen. Auch hier ist der weitere Verlauf vorerst ungewiss.
Schweizer Unternehmen streben nach schwächerem Franken
Auf der anderen Seite klagt bereits die Schweizer Wirtschaft über die Entscheidung der Schweizer Notenbank vom 15. Jänner 2015. Konkret sind es der Schweizer Tourismus, der über Stornierungen und ausbleibende Buchungen reklamiert und die Schweizer Exportwirtschaft, die wegen des harten Frankens über die sinkende Konkurrenzfähigkeit klagt. Als sehr demokratie-höriges Volk ist davon auszugehen, dass die Schweizer Nationalbank im Rahmen ihrer Möglichkeiten versuchen wird den Werd des Franken mindestens bei 1 Euro zu halten, wenn nicht sogar wieder richtung 1,10 oder mehr zu drücken. Ob dies gelingt hängt allerdings auch sehr stark von den Entscheidungen der EZB (Stichwort unlimitierte Anleihenkäufe) und der wirtschaftlichen Entwicklung in der Eurozone ab.
Frankenkredit umwandeln oder nicht? – Fazit
Viele Experten erwarten derzeit, dass sich der Wechselkurs bei 1,10 Schweizer Franken für einen Euro einpendelt. Für Franken-Kredite mit längerer Laufzeit würde sich ein Zuwarten also lohnen. In jedem Fall befreit ein Wechsel vom Franken-Kredit in den Euro von der Last des Wechselkursrisikos und sorgt für Stabilität. Vor allem können Kreditnehmer mit dem Euro wieder verlässlich kalkulieren und wissen genau, mit welchen monatlichen Kosten sie rechnen dürfen.