Schon vor Ausbruch der Corona-Epidemie wurden Crowd-Investments in Immobilien immer beliebter. Ausfälle von Bauträgern waren noch relativ rar und die Renditen mit bis zu 8,25 % p.a. um ein vielfaches höher als beim klassischen Festgeld. Zudem waren die Laufzeiten mit 1-2 Jahren im Schnitt noch relativ verkraftbar. Doch was hat sich nun an der Attraktivität dieser Anlageform verändert, seit der Corona-Virus die ganze Welt gelähmt hat?
Wir haben nachgeschaut, was führende Crowinvestment-Portale in Österreich und Deutschland dazu gesagt haben und die Pros und Cons gegenübergestellt.
Das sagen Crowdinvesting-Anbieter zur Corona-Situation
Dagobertinvest
Der Geschäftsführer der größten österreichischen Immobilien-Crowdinvesting Plattform, Mag. Andreas Zederbauer, sieht Corona als keine große Gefahr für Crowdinvestments.
Er betont, dass es sich hier um keine Finanzkrise handelt, wie 2008, sondern nur um eine temporäre Phase, die mehr Flexibilität erfordert. Bauprojekte werden aber größtenteils unverändert fortgesetzt und Bedarf an Immobilien wird es mit oder ohne Corona-Virus immer geben.
Möglicherweise wird es dazu kommen, dass für die Dauer der Corona-Krise weniger Projekte online-gehen, der Wohnbedarf der Menschen jedoch in 2-3 Monaten unverändert bestehen wird!
Auch bei Dagobertinvest geht das Geschäft unverändert weiter – lediglich aus dem Home-Office statt dem Büro.
Als zusätzliches Argument, weshalb es gerade jetzt sinnvoll ist in Immobilien-Projekte zu investieren gibt er an, dass man dadurch auch die lokale Wirtschaft und Arbeitsplätze unterstützt. Es somit auch ethisch & moralisch ein gutes Investment sei.
Aktuelle Angebote bei Dagobertinvest
- 44 Wohnungen in Gründerzeithaus in Wien – Bis 8,15 % p.a. auf 20 Monate
- Wohnanlage mit 7 Wohneinheiten in Wien – Bis 8,25 % p.a. auf 24 Monate
- Wohnhaus mit 15 Einheiten in Leipzig – 7,45 % p.a. auf 18 Monate
- Villa mit 10 Wohneinheiten in Kufstein – 7,65 % p.a. auf 24 Monate
Exporo
Das deutsche Immobilieninvesting-Portal Exporo bietet sowohl Crowd-Investments in neue Projekte, als auch Investitionen in Bestandsobjekte. Das Unternehmen hat sich in einem Newsletter an seine Kunden gewannt und berichtet ebenfalls, dass es auf den Baustellen derzeit größtenteils wie bisher weitergeht und es auch keinen Engpass bei der Versorgung mit Baustoffen gäbe. Es wird allerdings eine verlangsamte Geschwindigkeit in Zusammenarbeit mit Behörden angemerkt, wie z.B. bei Grundbuchämtern und Genehmigungen.
Die Immobilien Investments sieht man auch hier nicht gefährdet, allerdings könne es teilweise etwas länger bis zur Rückzahlung kommen.
In Abhängigkeit der Dauer der Einschränkungen des öffentlichen Lebens, kann es in einigen Fällen zu Verzögerungen im Projektverlauf kommen, da die eingeplanten Bauzeitenpuffer sich als nicht ausreichend erweisen.
Gerade im Bereich Bestandsimmobilien rechnet man mit einem sehr geringen Einfluss auf die Gesamtentwicklung. Es kann aber bei den Ausschüttungen teilweise zu Verzögerungen kommen, da insbesondere gewerbliche Mieter ihre Mietzahlungen stunden bzw. ausgesetzt haben. Diese Einnahmen sollten jedoch später nachfließen.
- Bestandsimmobilien in Halle a. d. Saale – 4,30 % Ausschüttung p.a.
- Bestandsimmobilien in Hannover & Berlin – 4,60 % Ausschüttung p.a.
- Immobilienportfolio in NRW – 6,00 % p.a. auf 16-39 Monate
Rendity
Das Crowdinvesting Unternehmen hat sowohl in Österreich als auch in Deutschland einen Sitz und gibt im eigenen Blog auch seine Meinung zum Coronavirus (COVID-19) kund.
Auch hier wird darauf verwiesen, dass auf den Baustellen – zwar mit erhöhten Sicherheitsauflagen – weitergebaut wird und auch die Online-Plattform wie gewohnt weiter funktioniert.
Dies liegt daran, dass Wohnraum ähnlich wie Nahrungsmittel ein menschliches Grundbedürfnis ist.
Leichte Verzögerungen bei der Projektabwicklung werden zwar nicht ausgeschlossen, man verweist aber auf sowieso vorhandenen Puffer bei den Projektlaufzeiten und kreative Methoden von Maklern für virtuelle Wohnungsführungen.
Problemen durch langfristige Folgen der Krise sieht man hier gelassen entgegen, da 80 % des Immobilienportfolios aus leistbaren Wohnimmobilien in urbanen Lagen bestehen, die in wirtschaftlich schwierigen Phasen besser dastünden.
Aktuelle Angebote bei Rendity
- Wohnhausanlage nähe U-Bahn in Wien mit 15 Wohnungen – 6,25 % p.a. auf 24 Monate
- Bestandsimmobilie: Zinshaus in Hannover – 4,50 % p.a. auf 48 Monate
- Bestandsimmobilie: Wohn- / Geschäftshaus in Eisenach – 4,75 % p.a. auf 36 Monate
Vor- und Nachteile von Crowdinvesting in Immobilien während der Corona Epidemie im Überblick
Auch wir von Zinsenvergleich.at haben uns Gedanken gemacht und können leider keine 100 % klare Aussage treffen. Deshalb haben wir die Vorteile und Nachteile sowie die Chancen und Risiken aus unserer Sicht gegenübergestellt.
- Hohe Renditen von bis zu 8,25 % p.a.
- Kurze laufzeiten bei Neuprojekten von meist 1-3 Jahren
- Wohnen ist ein Grundbedürfnis - Bedarf wird es immer geben
- Auf Baustellen wird aktuell meist weiterhin gebaut
- Staatliche Kredit-Garantien und Förderungen sollen Liquidität der Unternehmen während Corona sicherstellen
- Andere Anlageformen mit halbwegs attraktiver Rendite sind ebenfalls sehr unsicher (Aktien, Anleihen, Gold, etc.)
- Niemand weiß, wie lange die Einschränkungen durch Corona andauern werden. Das erschwert z.B. die Besichtigung von Wohnungen.
- Bevölkerung wird vorsichter und wartet mit dem Kauf einer Immobilie eher noch zu, bzw. möchte oder kann nun weniger Geld dafür ausgeben
- Solange die sozialen Kontakte eingeschränkt sind, werden weniger Personen umziehen oder von Zuhause ausziehen.
- Je nachdem wie gut der Staat Bauträger bzw. Baufirmen unterstützen wird, kann es zu Insolvenzen kommen, wenn Projekte in der Umsetzung bzw. Vermittlung an Käufer (deutlich) länger dauern als angenommen.
Fazit
Wer daran glaubt, dass in 1-2 Jahren, wenn die Immobilienprojekte fertiggestellt sind, die Nachfrage nach Immobilien ungebrochen hoch sein wird und davon ausgeht, dass auf den Baustellen weiterhin weitergearbeitet werden kann, für den ist Crowdinvesting in Immobilien sicherlich zu empfehlen, da man unter diesen Umständen von einer hohen Rendite ausgehen kann. Aufgrund der aktuellen Zurückhaltung vieler Investoren bezahlen die Portale aktuell sogar eher mehr als sonst schon.
Wer Zweifel hat, dass weiter gebaut wird, Bedarf an Wohnungen langfristig gegeben ist und der Staat kurzfristige Liquiditätsengpässe der Unternehmen absichern wird, der sollte sein Geld lieber in fest verzinste Anlageformen wie z.B. Festgeld investieren. Zumindest aber sollte man sein Geld nicht nur in ein Projekt investieren, sondern es am besten auf mehrere Projekte bei unterschiedlichen Anbietern verteilen. So sinkt das Gesamtrisiko deutlich.