Die Finanzwelt hat eine neue Strategie entdeckt, die aktuell in aller Munde ist: den sogenannten „TACO Trade„. Hinter diesem kulinarisch klingenden Namen verbirgt sich ein faszinierendes Phänomen an den Börsen, das eng mit der Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump verknüpft ist.
Was bedeutet „TACO Trade“?
TACO steht für „Trump Always Chickens Out“ – zu Deutsch etwa „Trump kneift immer„. Diese Bezeichnung wurde ursprünglich von Robert Armstrong (auf X), einem Kolumnisten der Financial Times, geprägt und beschreibt ein wiederkehrendes Muster in Trumps Handelspolitik: Der Präsident kündigt drastische Zölle an, die Märkte reagieren mit Verlusten – nur damit Trump kurze Zeit später seine Drohungen abschwächt oder ganz zurücknimmt, woraufhin die Kurse wieder ansteigen.
Für clevere Investoren hat sich daraus eine profitable Börsen-Strategie entwickelt: Sie kaufen gezielt in den Kursrückgängen, die auf Trumps Zollankündigungen folgen, und profitieren dann von den Erholungen, wenn der Präsident seine Position abschwächt oder zurücknimmt.
Der TACO-Mechanismus in der Praxis
Die Funktionsweise des TACO-Phänomens lässt sich am besten anhand konkreter Beispiele erklären:
Der EU-Zollstreit
Ende Mai 2025 drohte Trump mit einem 50%-Zoll auf Produkte aus der Europäischen Union ab dem 1. Juni. Diese Ankündigung ließ den Nasdaq um 1,5% einbrechen. Doch nach einem Telefonat mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verschob Trump die Zölle plötzlich auf den 9. Juli – mit der Begründung, man brauche mehr Zeit für Verhandlungen. Der Dow Jones reagierte mit einem Plus von über 700 Punkten (1,73%).

„Liberation Day“ – Die große Zolloffensive
Am 2. April 2025 kündigte Trump bei einer Veranstaltung im Rosengarten des Weißen Hauses umfassende Zölle an: einen pauschalen 10%-Zoll auf alle Importwaren und höhere individualisierte Sätze von bis zu 50% für zahlreiche Länder. Er erklärte den Tag zum „Liberation Day“ (Befreiungstag) und verkündete vollmundig, dass dieser Tag „für immer als der Tag in Erinnerung bleiben wird, an dem die amerikanische Industrie wiedergeboren wurde“.
Die Folge? Die Aktienmärkte erlitten die stärksten Einbrüche seit Beginn der Covid-19-Pandemie vor fünf Jahren. Doch nur sieben Tage später – nachdem die individuellen Zölle gerade einmal 13 Stunden in Kraft waren – verkündete Trump eine 90-tägige Pause. Die Märkte schossen nach oben.
China-Zölle abgeschwächt
Nach Trumps „Liberation Day“ hatte er einen Strafzoll von 125% (effektiv 145%) auf chinesische Waren verhängt. China drohte mit Vergeltung, was den Präsidenten zunächst noch wütender machte. Doch nach nur 40 Tagen machte Trump eine Kehrtwende: Nach Verhandlungen in Genf verkündete sein Finanzminister Scott Bessent, dass die USA und China ihre Zölle drastisch reduzieren würden – auf „nur“ noch 30% für chinesische Waren. Die Märkte reagierten mit deutlichen Kursgewinnen.
Mexiko und die Grenze
Auch gegenüber Mexiko zeigte sich das TACO-Muster: Im Februar 2025 verhängte Trump per Exekutivanordnung einen 25%-Zoll auf alle Waren aus Mexiko. Mit der Drohung wollte er eine stärkere Grenzsicherung erzwingen. Nach einer Phase der Spannungen pausierte Trump die Zölle für 30 Tage, nachdem Mexiko zugesagt hatte, 10.000 Soldaten der Nationalgarde an die Grenze zu verlegen. Bemerkenswert: Diese Truppen wurden lediglich aus anderen Landesteilen abgezogen, es handelte sich nicht um eine neue Maßnahme.
Ähnlich verhielt es sich auch bei Kanada.
Warum funktioniert der TACO Trade?
Finanzexperten und Wirtschaftswissenschaftler sind sich weitgehend einig, dass Trumps „Ankündigen und Zurückrudern“-Strategie mittlerweile so vorhersehbar ist, dass sie von Anlegern systematisch ausgenutzt werden kann. Justin Wolfers, Wirtschaftsprofessor an der University of Michigan, merkte an, dass es unter früheren Präsidenten keine vergleichbaren Handelsmuster gegeben habe – weder einen „BACO Trade“ unter Biden noch einen „CACO Trade“ unter Clinton.
„Es war immer selbstverständlich, dass wenn der Präsident am Montag etwas sagte, er es auch am Dienstag noch so meinte“
erklärte Justin Wolfers. Dieses Grundprinzip gilt unter Trump nicht mehr.
Die TACO-Strategie für Anleger
Für Investoren bedeutet der TACO Trade konkret: Wenn Trump drastische Handelszölle oder -beschränkungen ankündigt und die Märkte daraufhin einbrechen, kann es eine gute Strategie sein, genau diese geschwächten Aktien zu kaufen. Der Präsident neigt dazu, seine Position nach kurzer Zeit zu entschärfen, was dann zu einer schnellen Kurserholung führt.
Ted Jenkin von der Finanzberatungsfirma Exit Stage Left Advisors beschreibt es so:
„Sobald schlechte Nachrichten verkündet werden, kaufen Investoren die abgestraften Aktien und warten darauf, dass Trump einen Rückzieher macht, woraufhin die Aktien wieder an Wert gewinnen.“
Trump ist und bleibt unberechenbar
Trotz der Profitmöglichkeiten birgt der TACO Trade erhebliche Risiken. Zum einen ist nicht garantiert, dass Trump sein Muster immer beibehält. Zum anderen haben die wiederholten Zolldrohungen und -rücknahmen reale wirtschaftliche Folgen:
- Planungsunsicherheit: Unternehmen können kaum verlässliche Prognosen erstellen, wenn sich die Handelspolitik ständig ändert.
- Wachstumsbremse: Im ersten Quartal 2025 schrumpfte das US-BIP erstmals seit drei Jahren, als Unternehmen versuchten, Importe vorzuziehen, um drohenden Zöllen zuvorzukommen.
- Vertrauensverlust: Internationale Partner werden zunehmend skeptisch, wenn Vereinbarungen mit den USA jederzeit wieder in Frage gestellt werden können.
Fazit: Der TACO Trade als Spiegel unserer Zeit
Der TACO Trade ist mehr als nur eine Anlagestrategie – er ist ein Symptom unserer Zeit, in der traditionelle diplomatische und wirtschaftspolitische Gewissheiten ins Wanken geraten sind. Während einige Anleger von diesem Muster profitieren können, ist der grundlegende wirtschaftliche Effekt kritisch zu bewerten.
In einer Welt, in der wirtschaftspolitische Entscheidungen zunehmend unberechenbar werden, müssen Anleger, Unternehmen und Verbraucher mit größerer Unsicherheit leben. Der TACO Trade mag ein cleverer Name sein, der ein finanzielles Phänomen beschreibt – er zeigt aber auch die Probleme einer sprunghaften Wirtschaftspolitik auf, die kaum noch mit logischen Mitteln nachvollziehbar sind.
Als Anleger sollte man sich bewusst sein: Was kurzfristig Gewinne bringen mag, kann langfristig das Vertrauen in wirtschaftspolitische Stabilität untergraben. Und das wiederum schadet letztlich allen Marktteilnehmern – unabhängig davon, wie gut sie das Spiel mit den Zollankündigungen beherrschen.
Wer dennoch „mitspielen“ möchte, kann sich in unserem Broker-Vergleich steuereinfache Broker für Österreich ansehen, mit denen man beim Trump-Game auf steigende oder fallende Kurse spekulieren kann. Dies ist weder eine Anlageempfehlung noch ein Tipp. Die Risiken muss jeder für sich selbst abschätzen.